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Kunstschaffen im Jetzt — Drei Fragen an Lang/Baumann

Kunstbulletin: Welche Fragen habt Ihr am Anfang dieses neuen Jahres an die Kunst – an die Kunst allgemein und an Eure eigene?
Sabina Lang und Daniel Baumann: Die Fragen an die Kunst bleiben die gleichen, auch wenn sich die Welt weiterdreht: Wie kann sie weiterhin Einblick bieten ins Denken, in Erfahrungen und Perspektiven von ganz unterschiedlichen Menschen. Wie kann sie es schaffen, gesellschaftlich relevante oder auch ganz persönliche Themen auf eine eigene, selbstbestimmte Art zu verarbeiten. Wie kann sie uns mit Sinnlosigkeit, Erschrecken, Freude oder Humor berühren, stören und überraschen.

Kunstbulletin: Was sind in Euren Augen die grossen Herausforderungen für die Kunst beziehungsweise für Eure Kunst in den kommenden Monaten oder Jahren?
Lang/Baumann: Die Kunstkritik (oder auch die öffentliche Debatte über Kunst und Inhalte), die lange eine Verbindung herstellte zwischen Kunst und Gesellschaft verschwindet immer mehr. Wir empfinden diesen Rückzug aus der Öffentlichkeit als Verlust. Zudem: Ein Text, Artikel oder Besprechung einer Ausstellung lässt Anteilnahme in anderer Form zu, insbesondere für jene, für die vielleicht die Hürde einen Ausstellungsort zu betreten zu gross ist.

Kunstbulletin: Die Kunst ist ein wichtiger Resonanzraum. Gab es im letzten Jahr Momente, Begegnungen, Reaktionen, in denen Ihr das besonders stark wahrgenommen habt, aus denen Ihr auch Energie schöpft fürs Weitermachen?
Lang/Baumann: Die Arbeit an der Ausstellung für das Zeughaus Teufen letzten Sommer stellte sich als retrospektiven Prozess heraus: Sämtliche unserer je erstellten Modelle der vergangenen dreissig Jahre wurden erstmals öffentlich gezeigt. Da wir oft sehr ortsspezifisch arbeiten und uns dabei auf die jeweilige Situation konzentrieren, war dieser plötzliche Überblick für uns eine gänzlich überraschende Erfahrung.
An unserer Eröffnung in Norwegen im Herbst hatte ein kleiner Bub sichtlich Spass an unserer Arbeit und wollte uns Fragen stellen. Da wir nicht norwegisch sprechen, übersetzte seine Mutter. Nach dem längeren «Interview» hob er lachend den Daumen und rannte zurück in die Ausstellung.

➔ Der Dialog war Teil einer Umfrage bei ausgewählten Schweizer Kunstschaffenden zur Stimmungslage Anfang 2024. Die Rückmeldungen aller beteiligten Künstler:innen sind in Auszügen im Kunstbulletin 1-2/2024 erschienen.

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Lang/Baumann

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