Immer wieder von reiner Schaulust verführt, dann wieder von einem Konzept zum nächsten verlockt, so zieht uns eine spezielle Form der Retrospektive mit Werken von Pietro Mattioli aus den letzten Jahren immer weiter, als wäre es eine Prospektive. Ja, die Ausstellung eröffnet immer wieder neue Aussichten, denn der Zürcher Künstler hat mit seinen räumlichen Eingriffen das Museum in eine durchdachte Sehflucht verwandelt.
Unten im Keller steht man vor einer Wand mit Buchumschlägen, darunter sticht ins Auge: "Teorema" von Pier Paolo Pasolini. Das antike "theorein" meinte das Schauen mit zwei Augen, die die Welt nach und nach den Gesetzen der Geometrie unterwarfen, den Linien der reinen Vernunft unterzogen. Mehr und mehr wurde das Staunen und Schauen jener Augen vergessen. Was passiert also, wenn zwei Wörter, die Vernunft und das Schauen, um jenes "theorein" buhlen? Die ganze Ausstellung steht in dieser dialektischen Spannung.