ZeitRaum

Im ersten Moment sind die Interventionen von Yvonne Mueller – auf Wände applizierte Fotografien von Architekturdetails, die sie vor der Innensanierung 2012 aufgenommen hat, zusammen mit skulptural ausgebildeten, treppenartigen Sitzmöglichkeiten – kaum zu erkennen. Sie fügen sich nahtlos in das renovierte Architekturensemble ein, als wären sie Teile des von Hans Bernoulli intendierten Gesamtkonzepts. Im ersten Obergeschoss ragen ein Wandstück und eine bühnenartige Plattform in den Raum, an der eine Vergrösserung des Handlaufs des Treppenhauses montiert wurde. Die Nische des zweiten Obergeschosses suggeriert, dass es hinter der überdimensionalen Treppe noch eine Art Geheimgang gibt, der nur über den Aussenbereich zugänglich ist. Und im dritten Geschoss ist eine steile Treppenkurve vor einem diagonal verlaufenden Treppengitter mitsamt hölzernem Handlauf zu sehen. Der ersten Irritation folgt eine detektivische Entdeckerlust, weil zwar klar wird, dass die Nischeninstallationen auf die Architektur des Gebäudes eingehen, man aber erst durch Umhergehen und Suchen erkennt, wo sich die unterschiedlichen Elemente befinden. Mit einem Spaziergang durch das Gebäude wird man nicht nur mit den Neuerungen nach der Sanierung konfrontiert, es erschliessen sich auch die Zusammenhänge der trompe lˈoeil-artigen Bilder von Yvonne Mueller. Wer die aus den Nischen auskragenden architektonischen Elemente nutzt, um sich auszuruhen und zu verweilen, verwendet sie exakt so, wie es sich die Auftraggeber wünschten.

Informationen zur Entstehung
Im Rahmen einer Innensanierung der Berufsfachschule Basel an der Kohlenberggasse 10 wurde 2011 vom Kunstkredit Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt im Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt ein Kunst-und-Bau-Wettbewerb ausgeschrieben. Für das 1914–1916 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Gebäude des Architekten Hans Bernoulli wurde eine künstlerische, ortsspezifische Intervention gesucht. Als Perimeter waren drei Nischen im Erschliessungsbereich der drei Obergeschosse definiert.

Für die Ausarbeitung und Ausführung standen CHF 80 000 aus dem Baukredit zur Verfügung. Die Jury waren die Mitglieder der Kunstkreditkommission, Andrea Thal (auswärtige Jurorin), Patrizia Guarnaccia (Projektleiterin Bau- und Verkehrsdepartement) und Ruth Wolfensberger (Berufsfachschule Basel). Aus dem regional ausgeschriebenen, zweistufigen Wettbewerb ging die Basler Künstlerin Yvonne Mueller als Gewinnerin hervor. Ihr Projekt ZeitRaum wurde von der Jury zur Ausführung empfohlen.